Das Zeitalter des Wolfes

„Heute, geschätzte Leser, wollen wir uns der Zeit annehmen, die gemeinhin als das Zeitalter des Wolfes angesehen wird. Nachdem das Zeitalter des Neubeginns vor 430 Jahren (143 v.J.) sein Ende fand kam es dazu, dass aus dem hohen Norden, aus den eisigen Weiten der Eiswüste ein neuer Feind emporstieg, der die nördlichen Ländereien Valkensteins verheerte. Langsam aber stetig drängte dieser Feind Stück für Stück gen Süden vor. Niemand wusste woher er kam oder was sich hinter den reich verzierten und mit Eis und Schnee bedeckten Rüstungen wirklich verbarg, doch letztlich würden die Provinzen des jungen Valkensteins eine nach der anderen fallen.

Erst durch das Eingreifen eines Sprößlings des Herrschergeschlechts derer von Schlachtenfelde, dem jungen Theodor I., der zu dieser Zeit noch Bruder Theodor gennant wurde, wendete sich das Schicksal. Als dritter Sohn der Familie lebte Bruder Theodor bereits seit vielen Jahren in einem der Festungsklöster des Tormentor am Rande der nördlichen Goldfelsen. Dort sollte er bald sein Gelübde ablegen und dort sollte er dann für den Rest seines Lebens im Dienste des Wulfenvaters verbringen. Doch das Kloster in dem er lebte wurde eines Nachts von den Schergen des Feindes angegriffen und niedergemacht. Nur Theodor konnte entkommen und wanderte halbtot und von Erfrierungen gezeichnet durch die eisigen Pässe bis er schließlich in einer Höhle, nahe des Ortes wo heutzutage die Mithrilfeste steht, zusammenbrach und einschlief.

Laut den Berichten der Scholaren war es dort, wo ihn die Vision Tormentors überkam. Die Vision eines geeinten Valkensteins unter seiner Herrschaft! Als Bruder Theodor wieder zu sich kam, war es bereits heller Tag und trotz der fehlenden Nahrung und der unsäglichen Schmerzen schleppte er sich gen Süden, bis er auf eine Siedlung stieß, die vom Feind verschont geblieben war. Hier predigte er erstmals seinen Glauben an ein geeintes Reich unter dem Schutze Tormentors, das sich dem Feind entgegenstellen würde. Seine Botschaft wurde erst zögerlich akzeptiert, doch mit dem weiteren Vordringen des Feindes und seiner zunehmenden Exzesse gelang es Theodor die Menschen und Zwerge Valkensteins hinter sich zu vereinen. Viele Kämpfe folgten und das ganze Land versank im Krieg, einem Krieg dem selbst Schlachtenfelde nicht widerstehen konnte. Schlussendlich machten sich die vereinigten Heere Valkensteins dazu bereit dem Feind nördlich des Düsterwalds in einer letzten Schlacht entgegenzutreten. Doch dazu kam es nie…

Die Armee des Feindes marschierte auf dem Schlachtfeld auf, doch anstatt, dass sie sich zum Kampfe stellte, schritt ihr Kommandant allein und ohne Waffen auf Theodor zu. Den Helm vom Kopf ziehend entblößte er ein wölfisches Gesicht, dessen stechender Blick den Anwesenden bis ins Mark fuhr. Keine Worte, nur das animalische Knurren eines Tieres entrang seiner Kehle. Doch Theodor verstand und nickte. Dann wandte sich die Wolfsgestalt wieder ab und ging zurück zu seinen Mannen, die ihn mit lauten Wulfkjor Rufen empfingen. Noch ein letztes Mal sahen die Menschen die feindliche Armee, dann wandte sie sich um und marschierte zurück in die Eiswüste aus der sie gekommen war.“